Zeitreise live mit digitaler Webseitenarchivierung
Eine digitale Zeitreise mit Zukunft hat das Stadt- und Stiftsarchiv im November 2021 freigeschaltet – und zeigt sich damit wieder als Innovationstreiber ihres Fachbereichs. Im digitalen Websitenarchiv sind nicht nur ausgewählte Internetauftritte, sondern auch einige Social-Media-Kanäle der Stadt Aschaffenburg in Echtzeit abrufbar. Ein Projekt, mit dem das Stadt- und Stiftsarchiv deutschlandweit eine Vorreiterrolle innehat. „Archivarisch gesehen ist das Internet eine neue Quelle, der man sich nicht verschießen sollte“, sagt Projektleiter Johannes Schuck. „Hier werden Informationen publiziert, an die man als Archiv sonst nicht herankäme.“
Das Bemerkenswerte: Wer die archivierten Internetseiten aufruft, sieht auf den ersten Blick nicht, dass er sich in einem digitalen Archiv befindet. Die Internetseiten werden nämlich nicht nur so gespiegelt und archiviert, wie sie am Tag der Archivierung ausgesehen haben, sondern werden für den User des Webarchivs auch genauso dargestellt. Der Nutzer sieht die archivierte Seite also genau so, wie sie zum Zeitpunkt ihrer Aktualität ausgesehen hat. „Mir ist nicht nur wichtig, dass wir archivarisch darlegen können, auf welchen Kanälen die Stadt präsent war und was sie dort publiziert hat“ erläutert Johannes Schuck, „auch das Medium Internet an sich ist eine historische Quelle und deshalb wichtig mit zu archivieren.“
Auch wenn diese Art der Archivierung technisch viel aufwändiger ist, als beispielsweise Screenshots und PDFs bestehender Seiten zu erstellen, so ist sie archivarisch aber ungleich wertvoller. Die Finanzierung dieses hierzulande einzigartigen Projektes wurde von der Stadt Aschaffenburg langfristig gesichert.
Für die technische Unterstützung zeichnet ein englisches Start Up verantwortlich, welches in Deutschland durch die Firma Walter Nagel vertreten wird. Mit dessen Hilfe archiviert das Stadt- und Stiftsarchiv (Stand 12/2021) neun städtische Webseiten und vier städtische Social-Media-Kanäle in einem langzeitarchivwürdigen Format. Im Jahr 2022 sollen weitere Internetseiten und Soziale Medien hinzukommen, kündigt Johannes Schuck an. Der Wirtschaftshistoriker hat das Projekt aufgebaut und stellt es mittlerweile auf nationalen und internationalen Konferenzen und Tagungen vor.
Im Detail werden dabei die wichtigsten Internetseiten der Stadt Aschaffenburg zwei Mal pro Jahr im April und im Dezember archiviert, darunter sind unter anderem die Webpräsenzen der Stadt Aschaffenburg, der Bibliothek, des JUKUZ, des Stadttheaters und des Stadtarchivs. Bei den Social-Media-Kanälen der Stadt geht man sogar noch einen Schritt weiter. „Hier wird alles archiviert“, sagt Johannes Schuck, mit Ausnahme der Kommentare. Aufgrund einer bestehenden rechtlichen Grauzone wird auf die Archivierung der Kommentare aktuell noch verzichtet.
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Leslie BeckerDieses Projekt teilen bei